Dennis Schmelz ist einer der interessantesten Kamera-Neulinge Deutschlands. Der Filmemacher und Fotograf zeigt eine beeindruckende Bildsprache und erfreut sich internationaler Aufträge, die ihn bereits an die abgelegensten Orte der Welt geführt haben. In eindrucksvollen Fotos und Videos zeigt er die Schönheit unseres Planeten. Sein Fokus liegt dabei auf Landschafts-, Reise- und Luftbildfotografie. Dass Schmelz mit Bildern eine große Menge von Zuschauern beeindrucken kann, zeigt auch die beachtliche, teils prominente Followerschaft seines Instagram-Accounts.
Ich bin leidenschaftlicher Landschafts- und Reisefotograf, komme aber eigentlich aus dem Videobereich. Als Filmemacher durfte ich die letzten sieben Jahre um die Welt reisen und faszinierende Orte und Menschen kennenlernen. Mein Fokus liegt ganz klar auf Reisen, der Großteil meiner Kunden kommt aus dem Tourismusbereich. Neben freien Arbeiten produziere ich größtenteils Werbeclips und Musikvideos.
Als Kind habe ich schon immer gerne die Spiegelreflexkamera meines Vaters benutzt, so richtig damit beschäftigt habe ich mich allerdings erst zu Beginn meiner Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton vor etwa elf Jahren. Das Gleiche gilt fürs Filmen. Als Jugendlicher habe ich mit Freunden bereits Skateboard-Clips und kleinere Kurzfilme auf Mini-DV gedreht. Das Ganze war sehr primitiv, den Ton haben wir über einen MiniDisc-Player eingespielt, indem wir die Kopfhörer an das Kameramikrofon gehalten haben. Meistens waren es Actionfilme, bei denen wir Böller gezündet und mit Softair-Pistolen Schießereien inszeniert haben. Auch erst zu Beginn meiner Ausbildung habe ich mich tiefergehender und professionell mit dem Thema Film beschäftigt.
Ich hatte nie einen Gedanken daran verschwendet, bis ich Jahre später wieder einen Camcorder in der Hand hatte und für meinen Bruder einen kleinen Kurzfilm gedreht habe. Das Filmen und Schneiden hat mir so viel Spaß gemacht, und ich wusste sofort, was ich mal werden möchte: Filmemacher.
Ich bin seit über sieben Jahren hauptberuflicher Filmemacher und kann davon gut leben. Ich habe während meiner Ausbildung schon kleine Jobs an meinen freien Tagen gemacht und konnte mir so einen kleinen Kundenstamm aufbauen und musste nicht bei Null anfangen. Somit war der Übergang in die Selbstständigkeit recht flüssig.
In den letzten Jahren habe ich mich auch zunehmend mit der Fotografie beschäftigt und meine Arbeiten mit großer Resonanz auf Instagram veröffentlicht - dies war vorher eher ein Nebenprodukt meiner Filme
Ich liebe es, andere Kulturen und neue Orte kennenzulernen. Der Reiz liegt im Unbekannten. Loslassen, was man kennt und offen sein für neue Sachen. Dabei entstehen sehr oft neue Ideen und Denkanstöße. Corona macht dies leider derzeit unmöglich. Jedoch konnte ich in den letzten Wochen meine Heimat Thüringen noch besser kennenlernen und auch hier viele tolle neue Orte finden. Man muss also nicht immer um die Welt reisen. Trotzdem vermisse ich es sehr!
Ich durfte bereits bei mehreren Spielfilmen (Tatort, ZDF-Krimi, etc.) assistieren und letztes Jahr sogar meinen ersten Serienpilot für Netflix drehen. Das war lange Zeit ein Traum von mir. Ich würde gerne viel mehr szenisch und fiktiv drehen. Aber auch den Dokumentarfilm finde ich sehr spannend. Hier durfte ich letztes Jahr eine 45-minütige Dokumentation über die Krämerbrücke in Erfurt für ARTE drehen. Ich mag es, immer wieder neue Sachen auszuprobieren - was als Nächstes ansteht, weiß ich derzeit noch nicht.
Niederlage würde ich es nicht nennen, aber mit jedem Projekt lernt man etwas dazu und wächst dabei. So habe ich z.B. für einen großen Kunden dutzende Werbespots innerhalb eines Sommers produziert und bin dabei durch mehr als 30 Länder in Europa gereist. Das Projekt war so kurz getaktet, es gab über Wochen keine Offdays und sehr wenig Schlaf, sodass die Qualität der Filme wie auch das Team ziemlich darunter litten. Seitdem plane ich immer ausreichend Zeit für Projekte ein, auch wenn das Budget dies nicht immer hergibt.
Ich würde gerne irgendwann nochmal einen Kinofilm drehen.
Meine Ausbildung in einer Nachrichtenagentur hat mich sicher sehr geprägt, da sie der Anfang meiner Karriere war. Hier habe ich gelernt, organisiert und strukturiert zu arbeiten und unter Zeitdruck abzuliefern und Sachen nicht wiederholen zu können. Leider hat mir hier der kreative Aspekt gefehlt, weshalb ich mich nach der Ausbildung selbstständig gemacht habe. Ich pflege viel Kontakt zu anderen Filmemachern und Fotografen und sicherlich trägt jeder davon ein bisschen zu meiner Entwicklung bei, besonders hervorheben würde ich jedoch keinen.
Mein letztes großes Projekt war ein Musikvideo für Clueso. Geplant war der Dreh eigentlich mit einem riesigen Produktionsstab in Warschau. Corona hat jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht und so haben wir im kleinen Team unter allen Hygienevorschriften dieses Video in unserer Heimatstadt Erfurt gedreht. Der Künstler selbst hat mich angefragt, da wir vor zwei Jahren schon einmal zusammen ein Musikvideo in Südtirol gedreht haben („Wie Versprochen“) und ihm die Zusammenarbeit sehr gut gefallen hat.
Eigentlich war ich schon für das komplette Jahr durchgeplant, wegen der aktuellen Lage wurden jedoch all meine internationalen Jobs gecancelt. Normalerweise wäre ich gerade in Patagonien auf einer Fotoreise mit einem anschließenden Projekt auf dem Amazonas im brasilianischen Regenwald. Ich halte mich zur Zeit mit kleineren Projekten über Wasser und produziere unter anderem Tutorial-Videos für Sony und habe einige kleinere Projekte in Thüringen am Start. Außerdem komme ich jetzt endlich mal dazu, mich meinen freien Arbeiten zu widmen und die liegengebliebenen Sachen abzuarbeiten.
Spontan würde ich sagen, Norwegen. Es ist nicht weit und doch so vielfältig: Berge, Fjorde, Nordlichter, nette Bewohner und das teuerste Bier der Welt (stimmt nicht, ich glaube Island war teurer). Ich mag die nordischen Länder - auch Grönland hat mich total fasziniert. Wahrscheinlich, weil hier bisher kaum jemand war und alles so surreal wirkte (meterhohe, schwimmende Eisberge, keine Straßen zwischen den Ortschaften, Eis - wohin das Auge reicht, schmelzende Gletscher, etc.). Dort habe ich übrigens auch ein Video gedreht:
Eines meiner Lieblingsfotos ist das Herbst/Winter Foto, welches während meines 30. Geburtstages in Südtirol entstand. Die herbstlichen Farben im Vordergrund und die schneebedeckten Berge im Hintergrund geben einen schönen Kontrast und zeigen gleich zwei Jahreszeiten in einem Foto. Außerdem erinnert es mich immer an meinen 30. Geburtstag in Südtirol. Das Foto von dem Kormoranfischer aus China mag ich auch sehr, die Geschichte dahinter ist nur leider nicht so spannend, wie man zunächst vermutet.
Seitdem der Tourismus in Guilin so zugenommen hat, haben sich die traditionellen Kormoran-Fischer ein Geschäft ausgedacht, das wesentlich lukrativer als die Fischerei ist. Viele kleben sich Bärte an, werfen sich in traditionelle Kleidung und stehen dann gegen Geld eine Stunde als Fotomodell zur Verfügung. Ich hatte Glück und habe über einen lokalen Kontakt einen "echten" Kormoran-Fischer ohne angeklebten Bart bekommen. Er ist mittlerweile Vollprofi im Fotobuisness und hat eine Stunde lang sein Programm durchgezogen. Ich konnte meine eigenen Wünsche äußern und er hat sie in Perfektion umgesetzt. Es glich eher einem bezahlten Fotoshooting und verlor dadurch an Authentizität, daher sagte ich "nicht so spannend, wie man zunächst vermutet".
Das Bild muss eine Geschichte erzählen. Das kann eine Landschaft sein, wie z.B. die zwei Jahreszeiten, oder eben eine markante Person, die etwas ausdrückt.
Der Unterschied zum Video ist, dass man in einem Bild alles erzählen muss. Im Film kann man mit Schnitten arbeiten und so Spannung aufbauen, jemanden auf die falsche Fährte locken, mit verschiedenen Einstellungsgrößen arbeiten und mit verschiedenen Akten arbeiten.
Am wichtigsten ist es, seinen eigenen Stil zu finden und keine anderen Fotografen zu kopieren. Gerade bei Instagram sehe ich immer wieder dieselben Fotos, die dann auch noch alle gleich bearbeitet sind. Man sollte probieren, aus der Masse herauszustechen und seinen ganz eigenen Stil zu finden.
Ich arbeite mit Sony und nutze eine Alpha 7 III als Vollformat-Kamera und 6600 als APS-C Kamera. Auch dazu habe ich vor Kurzem ein Video gemacht:
Ich nutze gerne Sun Surveyor und Sun Seeker, um meine Shots zu planen. Damit kann ich ganz genau planen, wann die Sonne wo steht und wann es Sinn macht, welche Location anzufahren.
Spontan würde ich sagen, Google Earth und Instagram / YouTube. Google Earth zum Location Scouting und Instagram / YouTube zur Vermarktung, Inspiration und Weiterbildung.
Leidenschaft! In diesem Business ist man nur gut, wenn man seinen Job liebt. Viele beneiden mich um meinen Job, doch die wenigsten wissen, wie viel Zeit er einnimmt und was ich dafür alles aufgebe und vernachlässige. Ich arbeite hart, mindestens 10 Stunden am Tag, oftmals 7 Tage die Woche. Das kann man nur durchhalten, wenn man liebt, was man tut.
Ich bin kein Freund von Sprüchen. Auf meiner Homepage schreibe ich „There is always a story to tell and fresh perspective to be discovered“ - und damit noch der Hinweis, mal vorbeizugucken: www.dennisschmelz.de.
Vielen Dank für das Interview.
Werfen Sie einen Blick in das Gesamt-Portfolio von Dennis Schmelz.
ns · 20.04.2020